Finja Jinski Autorin für BDSM & Dark Romance

Venezianische Nächte

Als sie ankamen und aus der Kutsche stiegen, dämmerte es bereits und überall standen Kerzen, um ein warmes Licht zu verbreiten. Von der Kutsche aus gingen sie in einen Bereich, der vermutlich einmal ein Pferdestall gewesen sein musste. So konnten sie in eine ehemalige Box gehen und sich dort umziehen. Giulia kam das sehr ungewöhnlich vor. Ihre Kleider, mit denen sie angereist waren, legten sie in die große Schachtel, aus der sie nun die besondere Wäsche holten. Die Schachtel gaben sie danach einem Bediensteten. Jede Schachtel bekam ein diskretes Zeichen, eine Nummer oder ein Symbol, an dem die Besitzer sie wiedererkennen würden. Als sie bereit waren, ergriff Alessia ein letztes Mal Giulias Hände.

„Ich werde dich nachher wiederfinden, wenn es Zeit zum Gehen wird. Hab ein paar aufregende Stunden.“ Bevor Giulia etwas erwidern konnte, war ihre Cousine schon in die Schatten verschwunden. Sie wartete noch ein paar Minuten, atmete tief durch und ging los. Nach ein paar Metern sah sie den beleuchteten Weg, der zum Haus führte. Wie Alessia es beschrieben hatte, lag dieses auf einem kleinen Hügel. Giulia verspürte jedoch nicht das Bedürfnis, dorthin zu gehen. Hier in den Gärten war die Luft frisch und angenehm. Die Hitze des Tages nahm langsam ab. Durch die vielen Kerzen war alles in einen zauberhaften Glanz gehüllt und gleichzeitig tanzen die Schatten. Sie hörte leise Musik und als sie genauer lauschte, erkannte sie eine Geige. Der Musiker musste alleine sein, denn ein weiteres Instrument hörte sie nicht. Giulia erinnerte sich an die Beschreibung ihrer Cousine. Der Garten war als Labyrinth angelegt, wodurch sich kleinere und größere Nischen ergaben. Man könnte beobachten oder selbst am Geschehen teilnehmen. Doch welches Geschehen? Sie würde es erst erfahren, wenn sie losginge. Ihre Beine zitterten. Das Labyrinth bestand aus hohen Hecken und sie beschloss, dem ersten Weg nach links zu folgen. Sie kam an einem kleinen Tisch vorbei, auf dem Gläser aus Kristall standen. Sie griff nach einem und trank einen kleinen Schluck. Nie zuvor hatte sie einen so starken Weißwein gekostet. Sie würde aufpassen müssen, damit er ihr nicht zu schnell die Sinne vernebelte. Oder war eben dies gewünscht?

Giulia hörte ein leises Kichern und folgte dem Geräusch. Sie bog um eine kleine Ecke nach rechts und sah zwei Frauen, die sich auf einem Polster am Boden eng umschlungen hielten. Sie küssten sich und streichelten sich gegenseitig. Nun, genau dafür waren die Kleider gemacht. Die Finger konnten ungehindert überall hin. Giulia war fasziniert von der Leichtigkeit, mit der sich die Damen berührten. Kein Besitzanspruch und keine Kraft. Wie ein Tanz von Schmetterlingen. Liebe unter Frauen oder auch unter Männern war ein Skandal! Doch hier und in diesem Moment fragte sie sich, warum dies so war. Sie trat ein paar Schritte näher, achtete aber darauf, im Schatten zu bleiben und die beiden nicht zu stören. Der Anblick erregte sie und sie verspürte den Wunsch, sich selbst zu berühren. Leise Schritte auf dem Kiesweg hinter ihr verrieten Giulia, dass sie nicht allein war. Sie drehte sich um und sah einen Mann neben sich stehen. Er trug, wie sie auch, eine Perücke und eine Maske, die den größten Teil des Gesichts bedeckte. Die Kleidung war sehr minimalistisch und bestand aus einer Art Lendenschurz. Seine Brust war völlig glatt, vermutlich durch die gleiche Prozedur wie bei ihr die Scham. Ob er untenrum wohl auch glatt war? Er lächelte und deutete auf die Nische und ein freies Polster am Boden. Erschrocken über diese direkte Aufforderung, schüttelte Giulia hektisch den Kopf. Der Mann nickte, lächelte und ging wieder. Sie seufzte erleichtert auf und vernahm wieder das Kichern der Damen. Sie hatten die Situation wohl doch mitbekommen. Eine der beiden winkte ihr einladend zu. Giulia zog sich zurück und merkte zu spät, dass sie zumindest hätte höflich ablehnen sollen. Auch wenn sie nur in kleinen Schlucken von dem Wein nippte, so spürte sie doch schnell dessen Wirkung. Ach, was soll’s! Sie leerte das Glas und stellte es auf dem nächsten Tablett wieder ab. Sollte sie sich doch entspannen und den Abend genießen. Wer wusste schon, ob sie diese Chance noch einmal bekäme.

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